Was ist OER?

von Jan Christoph Ahrens

Einleitung

Open Educational Resources (OER) sind eine wichtiger Baustein innerhalb der deutschen Hochschullandschaft dar. Die Digitalisierung der Lehre bringt zwar eine ganze Reihe vielversprechende Ansätze mit, diese werden jedoch häufig durch das Nutzen gängiger Urheberrechtsgrundlagen eingeschränkt. Viele Inhalte werden nicht offen lizenziert und können so nicht oder nur sehr eingeschränkt kollaborativ und hochschulübergreifend genutzt werden.
Der Gedanke, Bildungsinhalte für alle verfügbar zu machen, existiert schon lange. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat 2001 die OpenCourseWare (OCW) ins Leben gerufen uns somit eine Grundlage für eine weltweite Debatte geschaffen. Seit einigen Jahren befassen sich auch europäische Hochschulen damit, Strukturen zu schaffen, um offenen Inhalten eine Plattform zu bieten.
Dieser Beitrag soll eine kurze Einführung in die OER-Thematik schaffen, Chancen für frei verfügbare Bildungsinhalte darlegen und aufzeigen, wo und wie OER für den Hochschulbetrieb genutzt werden können. Außerdem werden in kurzer Form aktuelle Projekte und Plattformen zusammengetragen, die OER Inhalte zur Verfügung stellen oder deren Verbreitung voranbringen.

Was sind OER?

Definition

Eine klare Definition für OER gibt es in der Form nicht, da es keine klar umrissene Lizenzform ist, sonst vielmehr ein Commitment auf frei zugängliche und nutzbare Bildungsinhalte. Dennoch wird diese Definition der UNESCO oft genutzt:
Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. Eine solche offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen. Open Educational Resources können einzelne Materialien aber auch komplette Kurse oder Bücher umfassen. Jedes Medium kann verwendet werden. Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimediaanwendungen, Podcasts – all diese Ressourcen sind OER, wenn sie unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden. (Quelle: UNESCO Definition)
Einen guten Einstieg für OER Inhalte für Hochschulen hat das Projekt OERinForm zur Verfügung gestellt.

Lizenzformen für OER Inhalte

Für OER Inhalte gibt es keine klare und zwingende Vorgabe für die Wahl der Lizenzen. In den meisten Fällen haben sich jedoch die Creative Commons (CC) Lizenzen durchsetzen können. Diese sind rechtssicher, international anerkannt und im digitalen Kontext oft genutzt.

Weitere Informationen zu Lizenzen unter: creativecommons.org/licenses/

Es stehen verschiedene CC-Lizenzen zur Auswahl, die unterschiedliche Formen der Nutzung und Bearbeitung zulassen. Nach oben genannter Definition fallen unter „ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen“ u.a. diese drei Optionen:

CC BY: Hier muss bei der Weiterverwendung der Name des Urhebers genannt werden.

CC BY SA: Hier muss bei der Weiterverwendung der Name des Urhebers genannt werden. UND: Wenn Sie das Material remixen, verändern oder anderweitig direkt darauf aufbauen, dürfen Sie Ihre Beiträge nur unter derselben Lizenz wie das Original verbreiten.

Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, eigene Werke in die Gemeinfreiheit – auch Public Domain genannt – zu entlassen. Um das eindeutig zu kennzeichnen, gibt es die CC0 (CC Zero)

Welche Chancen bieteten OER?

Weltweit werden täglich wissenschaftliche Inhalte produziert. Didaktikerinnen entwickeln neue Methoden für die Lehre, es entstehen stetig neue Formen von Wissensvermittlung. Die meisten dieser Inhalte bleiben jedoch bei den Urhebern, auch wenn dies oft unbewusst geschieht. Der Gedanke, dass Zugang zu Wissen für jeden zur Verfügung stehen sollte, wird in der Realität noch nicht immer gelebt. OER können hierfür ein Lösungsansatz sein, denn sie verbessern die Chancengleichheit im Bildungsbereich.
OER Materialien stehen aber nicht nur Hochschulen zur Verfügung. Der Anwendungsbereich ist groß. So können beispielsweise auch Kitas von OER Angeboten profitieren. Ausmalbilder, Spiele und Noten sind nur einige Inhalte, die so genutzt werden können.
Weitere Informationen zu freien Kita-Materialien gibt es unter: open-educational-resources.de/dossierseite/?praxis=&bereich=&querschnittsthema=kita

Ein weiterer Aspekt für OER Inhalte ist, dass sie nicht nur frei zur Verfügung stehen, sondern eben inhaltlich genutzt werden können. Grafiken, um im universitären Kontext Themen zu verdeutlichen, Schaubilder oder Konzepte dürfen weiter bearbeitet und eingesetzt werden. Für die eigene Präsentation, für den eigenen Lehrplan oder für Kinder zum Basteln und Zerschneiden. So kann es zu einer enormen Zeitersparnis werden, OER Materialien für die eigenen Inhalte zu nutzen. Gleichzeitig können diese Bildungsmaterialien durch das verwenden und optimieren, stetig verbessert und angepasst werden. Es gibt jedoch bisher keinen Standard für eine Versionierung bzw. eine Feedbackfunktion. Einige Plattformen bieten hier aber schon Lösungsansätze an.

Wo können wir OER Inhalte finden?

Bildungsinhalte mit einer Lizenz zu versehen, ist jedoch nur der erste Schritt in der Entwicklung des OER Gedanken. Diese Inhalte müssen auch gefunden werden. Diverse Inhalte lassen sich direkt über die CC-Suche finden: ccsearch.creativecommons.org/
Für Bildungsinhalte ist die Suche etwas komplizierter, besonders im deutschsprachigen Raum. Das Projekt „Elixier“ des deutschen Bildungsserver bietet hier eine Anlaufstelle: www.bildungsserver.de/elixier/

Eins der größten OER Portale für Hochschulen in Niedersachsen stellt twillo dar: www.twillo.de/oer/web/ (mit SSO-Zugang nutzbar)

Diese Auflistung ist nicht vollständig und darf gerne in den Kommentaren ergänzt werden.
OER-Projekte gibt es aktuell an vielen Hochschulstandorten in Deutschland. Viele sind im Aufbau, schaffen Plattformen und nutzen ihre Reichweite, um auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Eine Suche am eignen Standort lohnt sich also in jedem Fall. 

Fazit

Die Idee hinter OER bietet viele Chancen und Möglichkeiten für den Bildungsbereich. Dennoch sind viele Ideen noch in den Kinderschuhen und es gibt auf dem Weg noch viele Hürden zu nehmen. OER muss weiter bekannt gemacht werden, um zu funktionieren. Außerdem müssen Lehrpersonen von dem Konzept überzeugt sein, denn nur so kann das Angebot an OER Inhalten wachsen und Projekte Finanzierungen bekommen. Diese Projekte sind aber neben den Inhalten nötig, um Plattformen zu schaffen, die gefunden werden. Denn nur über das gemeinsame Nutzen, verbreiten und verbessern können Inhalte an Qualität gewinnen.
Dennoch läuft auch in der „OER-Welt“ nicht alles ohne Probleme. Ein Beispiel hierfür ist das Gender-Gap, dass bei erstellten OER-Inhalten auftritt. So kommt auf jedes Material, dass von einer Frau erstellt wurde, 24 Inhalte von Männern. Ein Ansatz, der Chancengleichheit schaffen soll, scheint also auch hier mehr auf privilegierte Positionen abzuzielen. Näheres zur Debatte: open-educational-resources.de/gender-gap-bei-der-veroeffentlichung-von-oer/
An vielen Stellen kommt neben der fehlenden Aufklärung in Bezug auf OER auch eine Unsicherheit im rechtlichen Bereich dazu. Was geschieht mit meinen Inhalten, wenn die sie für alle zur Verfügung stelle? Kann ich rechtlich belangt werden und wie positionieren sich Arbeitgeber zu OER? Um Hürden zu nehmen, Unsicherheiten zu beseitigen und die OER Vision zu fördern braucht es Aufklärung. Viele Projekte befassen sich mit dieser Thematik. Eine Sammlung von interessanten Inhalten ist unter diesem Beitrag zusammen gefasst.

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