Wer hat Angst vor KI? Auftakt KI-Reihe

von Dr. Sophie Domann

Anfang des Jahres 2023 wird die Berichterstattung von einem Thema beherrscht: künstliche Intelligenz generiert Texte, Bilder und Übersetzungen nun im Akkord und für alle zugänglich. Es werden Möglichkeiten, Erfolge und gleichzeitig Herausforderungen und Schreckensszenarien auf vielen gesellschaftlichen Ebenen skizziert. Auch die Schulen und Hochschulen diskutieren über angepasste Lehr- und Prüfungsformate für die kommenden Semester.

Passend zum Sommersemester 2023 begann die Veranstaltungsreihe für Lehrende, Studierende und Interessierte mit dem Fokus auf KI in der Hochschule an der Technischen Universität Braunschweig. Das erste Event eröffnete Vizepräsident Prof. Dr. Knut Baumann mit einem kurzen Begrüßungstext, der von ChatGPT generiert und anschließend durch weitere Punkte ergänzt wurde. Dabei eruierte er die möglichen Herausforderungen und Perspektiven für Veränderungsprozesse im Studium und Lehre. Die Wissenschaftsjournalistin Dr. Manuela Lenzen präsentierte und diskutierte mit Alexa Böckel von der Leuphana Universität Lüneburg den inhaltlichen Teil der Auftaktveranstaltung.

Die historische Herleitung der Begriffe und Beschreibung der ersten technischen Forschungsergebnisse durch Dr. Manuela Lenzen erleichterten den Einstieg für alle, die sich bisher weniger intensiv damit beschäftigen konnten. Wie aber nehmen Menschen KI wahr, die KI nutzen könnten, ohne sich wissenschaftlich und technisch damit auseinander zu setzten? Dr. Manuela Lenzen eröffnete dazu auch die Frage, wie wir Bewusstsein und Bedürfnisse der Menscheit im Vergleich zur künstlichen Intelligenz diskutieren. Inwieweit übertragen wir diese (rein menschlichen?) Aspekte auch auf Maschinen und Programme?. Währenddessen schwebten mystische Wesen sowie Szenen aus Science-Fiction Filmen und Literatur durch den Architekturpavillion.

Im weiteren Verlauf erläuterte Dr. Manuela Lenzen anhand von Beispielen, wie Algorithmen an die Bedarfe und gewünschten Funktionsweisen angepasst werden, wie Bilder zugeordnet und erkannt werden, oder welche (auch lustigen) falschen/nicht erwünschten Lösungswege und Ergebnisse während der Entwicklung durch KI entstanden. Zum Abschluss wurden die Spannungsfelder besprochen, die sich durch den Einsatz von KI auffächern. Beispielsweise die hohen Erwartungen an die Ergebnisse von KI im Gegensatz zu anspruchsvollen Aufgaben, die noch nicht durch KI zu bewältigen sind. Die Gründe, warum wir unser Gehirn – trotzdem oder wegen – der KI noch brauchen, liegen auf mehreren Ebenen.

  • Wer fragt, wer formuliert die Aufgabe an die KI? (99% des Problems sitzen vor dem Computer oder der Verweis auf das immer gültige Ergebnis 42 aus „Per Anhalter durch die Galaxis“)
  • Die Beurteilung des Ergebnisses ist ein durch uns Menschen auszuführender Prozess. Wir bewerten die geschaffenen Ergebnisse, und überprüfen sie auf Wahrheitsgehalt und Erkenntnisgewinn(#fakenews und Wikipediadebatte).
  • Darüber hinaus legen wir auch selbst den Nutzen der Ergebnisse fest – was machen wir mit den generierten Texten und Bildern, in welche Kontexte stellen wir sie? Welche Ziele verfolgen wir mit der Verbreitung?

Mein Learning: Was nehme ich mit?

Nach dem Input heißt es für die Zuhörenden und auch für mich, weiter meine Kompetenzen in Quellenprüfung und kritischem Nachfragen zu verfeinern. Außerdem mir selbst die Fragen zu stellen, welche Ergebnisse ich von der KI für welche Zusammenhänge erstellen lassen möchte und gleichzeitig die Probleme der KI mit in den Blick zu nehmen. Die Angst und Vorbehalte gegenüber künstlicher Intelligenz bauen sich auch meiner Meinung nach durch wiederkehrende sprachliche Konstruktionen auf. Beispielsweise wird ein Algorithmus „erzogen“, die KI „lernt dazu“ und wird mit Definitionen an die Anforderungen angepasst. Die direkte Übertragung von Begriffen zur Erziehung und Bildung von Menschen auf Programmiercodes und Maschinen führt zu einer Vermenschlichung und daraus folgender Angst von überzogenen Science-Fiction-Szenen. Verdeutlicht wurde in diesem Zusammenhang auch, dass die Codes und Maschinen nur so viel lernen und erstellen können, wie die Entwickler*innen ihnen beibringen. Somit ist es für KI möglich, sich zu entwickeln. Menschen in unserer Gesellschaft entwickeln sich durch viele Einflüsse und Umgebungen, die – zum Glück? – nicht nur durch Personensorgeverantwortliche gesteuert werden.

Sowohl Dr. Manuela Lenzen als auch das Plenum diskutierten die problematische Reproduktion von –ismen durch KI. Der intersektionale Blick ist in der Entwicklung von KI noch nicht ausreichend präsent. Der Abbau von Diskriminierung in diversen Kategorien (Geschlecht, Religion, sexuelle Orientierung, Bildungshintergrund, Körper, Alter etc.) kann mithilfe von KI in Zukunft vorangetrieben werden. Die Verantwortung dafür liegt aber bei den Entwickler*innen, der Gesellschaft und Politik.

Fast zeitgleich wurden auch erste Umfrageergebnisse zur Haltung der Bevölkerung zu KI veröffentlicht. Die Ambivalenz zum Nutzen von KI und Vorbehalte zur Weiterentwicklung von KI wird hier mit Zahlen unterlegt deutlich (Fox/Privitera/Reuel 2023). Die Ergebnisse zeigen einerseits die Bedenken und andererseits die eindeutige Aufforderung an politische Entscheidungsträger*innen, diesen Unsicherheiten zeitnah und angemessen zu begegnen.

Quellen und Verweise

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