Online vs. Hybrid vs. Präsenz:

meine Learnings aus den vergangenen drei Semestern

von Lisa Claus

Ich bin Lisa und ich studiere im dritten Semester Psychologie. Das heißt: Jedes meiner Semester an der TU Braunschweig verlief bisher völlig unterschiedlich. Ich startete in der Online-Uni, es folgte ein hybrides Semester und in wenigen Wochen endet mein erstes Semester in Präsenz. Wer in den letzten 2 bis 3 Jahren an einer Uni eingeschrieben war, wird mir wahrscheinlich zustimmen, dass das Hin und Her mitunter ziemlich kräftezehrend sein konnte. Statt euch allerdings eine weitere Auflistung der Vor- und Nachteile von Online- und Präsenzlehre zu präsentieren, möchte ich in diesem Artikel eine etwas andere Bilanz ziehen. Was können wir eigentlich mitnehmen aus dieser Zeit und wie lässt sich das Ganze in Zukunft nutzen? Ich mache an dieser Stelle den Anfang – es folgen 5 meiner persönlichen Learnings.

Will you be my friend? Kontakte knüpfen im Online-Setting

Gehen wir 1,5 Jahre zurück. Es ist November 2021 und ich habe gerade ein neues Studium angefangen. Zu dem Zeitpunkt war die Zahl meiner sozialen Kontakte an der TU zugegebenermaßen noch nicht besonders groß. Aber wie auch – meine einzigen Präsenzerlebnisse zu Studienbeginn waren die Einführungswoche, die zum Teil digital stattfand, und ungefähr 4 Wochen Präsenzuni. Während dieser Zeit war man allerdings ziemlich damit beschäftigt, sich zurechtzufinden und mit den neuen Inhalten mitzukommen. Vor allem in Psychologie erscheint der Druck hier zu Beginn recht hoch – das ist allerdings ein anderes Thema. Es war also Winter und der Campus war leer. Wo sollte man nun den potenziellen Freund*innen über den Weg laufen? Für Online-Settings gilt: Proaktivität is key. Je älter man wird, desto mehr sind Freundschaften natürlich immer mit einem Stückchen Arbeit oder zumindest Willen verbunden, sich regelmäßig zu sehen. Ich würde hinzufügen: Je digitaler das Umfeld, desto mehr trifft das zu. Du suchst eine*n Referatspartner*in und kennst bisher kaum einen Menschen in deinem Seminar? Schreib doch einfach jemanden direkt an! Du bist mit einer sympathischen Person im Breakout-Room gelandet und ihr konntet euch gut unterhalten? Wieso nicht einmal gemeinsam einen Kaffee trinken? Denn mal ehrlich: Jede*r von uns würde sich doch darüber freuen, auf diese Weise wahrgenommen zu werden, oder nicht? In meinem Studiengang haben manche sich auch in kleinen Grüppchen zu Hause getroffen und gemeinsam die Online-Veranstaltungen geschaut. Mittlerweile weiß ich: Vielen meiner heutigen Freund*innen ging es damals ganz genau so! Daher bin ich umso dankbarer, dass wir uns mit etwas Zeitverzögerung dann doch noch im echten Leben kennenlernen konnten.

Im Studiengang vernetzt sein

Und damit kommen wir direkt zum nächsten Punkt. Aus meinem vorherigen Bachelor wusste ich bereits, dass es oft die inoffiziellen Kanäle der Studierenden sind, in denen man die wirklich wichtigen Details rund ums Studium erfährt. Sei es die Klärung von Rückfragen zur bevorstehenden Klausur, der Ort des nächsten Fachgruppen-Kneipenabends oder natürlich eine letzte Erinnerung an die Semesterrückmeldung. Letztere hätte der oder die ein oder andere ohne unsere Psychologie-Signal-Gruppe mit Sicherheit schon einmal verpasst. Finde also am besten direkt zu Beginn heraus, ob es neben den offiziellen StudIP-Seiten deiner Veranstaltungen noch weitere Kanäle gibt, auf denen sich ausgetauscht wird. Aus eigener Erfahrung kann zumindest ich sagen: Je seltener ich meine Kommiliton*innen in Präsenz sah, desto mehr war ich von dem Informationsfluss auf genau diesen Kanälen abhängig.

My home is my castle – besser nicht 24/7

Was waren das für Zeiten: 15 Minuten vor der ersten Online-Vorlesung aufwachen und direkt mit Kaffeetasse im Bett liegenbleiben, maximal aufs Sofa umziehen. Das ist natürlich schön und vielleicht für viele auch irgendwie zur Gewohnheit geworden. Aber unter uns gesagt: So wirklich gesund ist das auf Dauer wahrscheinlich nicht. Frische Luft, Bewegung und echte Gesichter zu sehen tut gut! Ich bin daher froh, zumindest an den meisten Tagen wieder die Bib oder auch das neue Studierendenhaus nutzen zu können und nach getaner Arbeit nach Hause gehen zu können. Aber auch für Jobs im Home-Office gilt: Sich einen richtigen Arbeitsplatz einzurichten, gibt Struktur und erleichtert die gedankliche Trennung von Arbeit und Freizeit. Wer möchte und genügend Budget zur Verfügung hat, könnte z.B. auch in einen zweiten Bildschirm oder höhenverstellbaren Schreibtisch investieren.

Bestehende Online-Strukturen nutzen

So schön es auch ist, den Kommiliton*innen wieder fast täglich über den Weg zu laufen – für Gruppenarbeiten ist meiner Meinung nach nicht immer zwingend ein Präsenztreffen nötig. Gerade im Studium hat jede*r seine*n eigenen Tagesplan. Manch eine*r muss länger anreisen als die anderen und Nebenjobs erschweren die gemeinsame Terminfindung. Dabei reicht vor allem bei der Vorbereitung kleinerer Referate meistens ein kurzer Austausch von einer halben Stunde bereits aus, um das Wichtigste zu klären. In meinem Studiengang haben die meisten Dozent*innen Online-Seminarräume auf StudIP eingerichtet, die wir auch außerhalb der Veranstaltungszeiten nutzen können. Das ist bei dir nicht der Fall? Nimm die Idee doch gern als Anregung in deine Veranstaltung mit.

Lernstrategien an Klausurtyp anpassen

Kommen wir zum letzten und eher unschönen Teil des Studiums: die Prüfungen. Hybrid- oder Online-Uni bedeutete für viele auch das Absolvieren von Online-Prüfungen. Während der letzten zwei Prüfungsphasen, die bei mir völlig digital abliefen, habe ich gelernt, mich für Online-Klausuren anders vorzubereiten als für Präsenzklausuren. Bei der Vorbereitung der Online-Variante war für mich weniger das pure Auswendiglernen von Details, sondern viel mehr der Gesamtüberblick über die Inhalte und deren Vernetzung untereinander das A&O. Der Grund: In Online-Klausuren wird in den Aufgaben meist ein anderer Anforderungsbereich gewählt als in der Präsenz-Variante. In meinem vorigen Bachelor habe ich Kommunikations- und Medienwissenschaft studiert, in dem erstens eher Hausarbeiten statt Klausuren geschrieben wurden und der zweitens nun auch schon ein Weilchen her ist. Ob das mit dem Auswendiglernen bei mir also noch klappt, werde ich in 4 Wochen in meiner ersten Präsenzklausur sehen.

Meine persönlichen Learnings sind natürlich sehr subjektiv und sicherlich auch durch meine Studienwahl geprägt. Du studierst etwas anderes oder dir ist noch ein wichtiger Aspekt eingefallen, den du gern mit anderen teilen möchtest? Schreib uns eine Mail – das Co³Learn-Team freut sich über eure Geschichten!

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