von Sebastian Utermann
Drei Jahre nach meinem Studium halte ich mein Abschlusszeugnis erneut in der Hand. Eine Auflistung von Kursen und Noten, dazu der Titel der Masterarbeit und eine Gesamtnote. Ich weiß bereits jetzt nicht mehr, was hinter den Kursnamen steckt. Was haben wir inhaltlich besprochen? Welche Kompetenzen habe ich erworben?
Ich habe mein Studium abwechslungsreich gestaltet, den Schlüsselkompetenzbereich ausgereizt und mit dem Studium Oecologicum ein fakultätsübergreifendes Zertifikat erworben. Ich weiß, dass ich damit nicht nur inhaltlich breit aufgestellt bin, sondern mir auch verschiedene methodische Kompetenzen angeeignet habe. Vorträge halten und an Diskussion teilnehmen, Daten sammeln und verarbeiten, schreiben und zusammenfassen, layouten und grafisch gestalten, mich in Software einarbeiten und so weiter. Aber wissen das auch meine zukünftigen Arbeitgebenden? Weiß ich das noch in 5 Jahren und kann mich selbstbewusst auf bestimmte Stellen bewerben?
Studiengänge haben sich geöffnet. Es geht nicht mehr darum, einem linearen Studienplan zu folgen und am Ende die mehr oder weniger gleiche Ausbildung hinter sich zu haben. Neben einigen grundlegenden Pflichtmodulen erlauben es der Wahlpflichtbereich und Schlüsselkompetenzbereich, aus fakultätsinternen und uniweiten Modulen zu wählen und ein spezifisches Profil auszuarbeiten. Und so sehr ich diese Entwicklung schätze, habe ich gleichzeitig das Gefühl, dass die Leistungsübersicht eines Studiums dem nicht gerecht wird. Eine Liste sagt nichts über den Grad der Spezialisierung aus und spezifische Kompetenzbereiche werden nicht abgebildet.
Digitale Badges als eine Form von Microcredentials wollen diese Lücke schließen. Die Idee hinter Microcredentials ist, Leistungen und Kompetenzen kleinschrittiger zu honorieren und dadurch mehr von den tatsächlich erworbenen Fertigkeiten und Kompetenzen sichtbar zu machen. Einzelne Module, Schulungen oder Praktika werden als fester Teil der Aus- und Weiterbildung anerkannt und bewertet. Digitale Badges sind eine Form der Visualisierung. Mit dem Abschluss eines Moduls wird ein digitales Badge mit einem spezifischen Titel und einer klar umrissenen Beschreibung vergeben. Dieses Badge kann einem digitalen Portfolio hinzufügt werden und die erworbenen Kompetenzen darstellen. Profile auf beruflichen Netzwerkplattformen können ebenso aufgewertet werden wie Bewerbungen. Bewerber*innen werden dadurch nicht allein auf Basis ihres Studienganges und der Abschlussnote betrachtet, sondern auch anhand ihrer methodischen Qualifizierung und Kompetenzbildung. Eine Entwicklung, von der alle profitieren.
Ich habe an der Uni Göttingen studiert. Inzwischen werden auch hier digitale Badges zu den Themen Digitalisierung, Diversität, Forschungsorientiertes Lehren und Lernen, Internationalisierung, Nachhaltigkeit, Transfer und Engagement angeboten. Diese bilden nicht nur nützliche Kategorien, um den Zugang zu den Badges zu erleichtern. Sie repräsentieren für mich auch zentrale Werte, die endlich sichtbar werden. Sie skizzieren eine Zukunft, in der Kompetenzen aus diesen Bereichen in den Vordergrund rücken und das Studium bereichern.
DAS VERBUNDPROJEKT
CO3LEARN
TECHNISCHE UNIVERSITÄT BRAUNSCHWEIG
GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ UNIVERSITÄT HANNOVER
GEORG-AUGUST-UNIVERSITÄT GÖTTINGEN
Das Projekt Co3Learn wird gefördert aus Mitteln der Stiftung Innovation in der Hochschullehre.
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