Die linguistische Transkriptanalyse kollaborativ gestalten

Die linguistische Transkriptanalyse kollaborativ gestalten von Anna Scarcella Insbesondere ab dem zweiten Semester des Studiums, nachdem erste fachliche Grundlagen bereits gelegt sind, beginnt für die Angewandte Linguistik und/oder Kommunikationswissenschaft die Arbeit am sprachlichen Material. Ob in mündlicher oder schriftlicher Form, Studierende sollen sich nun verstärkt mit den Besonderheiten von Sprache in ihrem jeweiligen Kommunikationszusammenhang beschäftigen. Da die gemeinschaftliche Bearbeitung von Aufgabenstellungen im Rahmen der Transkriptanalyse hohes Potenzial birgt (z.B. Einbezug der Perspektivvielfalt, gemeinsame Wissensgenerierung), habe ich selbst in meiner Lehre versucht, Arbeitsaufträge zu formulieren und Bedingungen für die Bearbeitung von Aufgaben zu schaffen, die kollaboratives Arbeiten ermöglichen. Dies schien insbesondere in Zeiten der digitalen Semester eine große Herausforderung zu sein, der mit entsprechenden digitalen Lösungen aber begegnet werden kann. Das Tool Collaboard ist – wie auch andere digitale Whiteboards – ein Beispiel für eine solche Lösung. Das Tool ermöglicht es Ihnen und Ihren Studierenden, zeitgleich und gemeinsam zu schreiben, zeichnen und externe Inhalte, wie bspw. Textmaterial oder Transkriptausschnitte einzufügen und mit Text oder farblichen Markierungen zu annotieren. Es funktioniert also ähnlich wie ein analoges Whiteboard oder eine Tafel, hat aber den Vorteil, dass alle Nutzer*innen von ihrem Endgerät darauf zugreifen und Inhalte parallel einfügen sowie einsehen können. In dem unten abgebildeten Beispiel ist ein in das Whiteboard hochgeladenes Transkript (Originalformat PDF) zu sehen, das am linken Rand zusätzlich mit Aufgabenstellungen für die Bearbeitung des Transkripts in einer Arbeitsgruppe von beispielsweise vier Personen versehen ist. Der inhaltliche Kern der Aufgabenstellung bezieht sich auf die Erarbeitungen von Funktionen eines sprachlichen Mittels (hier „but“) in seinem kommunikativen Zusammenhang und der getätigten Äußerung. Auf den vorgefertigten Karten unter der jeweiligen Frage bzw. Aufgabenstellung können Studierende einzelne Ergebnisse, die sie gemeinsam durch die Analyse des Transkripts erarbeiten, festhalten. Die Aufgabenstellung selbst enthält bereits Vorschläge, wie Markierungen im Transkript erfolgen können (Farbe und Form), um eine gute Nachvollziehbarkeit innerhalb der Arbeitsgruppe, aber auch im Nachgang für Studierende anderer Arbeitsgruppen zu gewährleisten. Abbildung 1: Selbsterstellter Screenshot der in Collaboard aufbereiteten Arbeitsfläche. Diese besteht aus den Aufgaben (links) und aus einem transkribierten Gespräch (rechts). Erstellt mit Genehmigung von Collaboard. CC BY-SA 4.0. Bevor die konkrete Analyse des Transkripts in Gruppenarbeit beginnt, besteht die Möglichkeit, ausführlicher über den Entstehungskontext des sprachlichen Ausgangsmaterials zu sprechen. Hierfür eignet sich besonders die Funktion, frei im Whiteboard Text zu verfassen und einzelne Textinhalte miteinander zu verknüpfen. So kann, wie unten abgebildet, eine durch Verbindungen visualisierte Form der handlungstheoretischen Auseinandersetzung mit der Kommunikationssituation als Ganzes erfolgen: Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Verbundarbeit im Fokus – Koordination, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit im Projekt QUADIS Organisiert mit Infinity Maps in pädagogischen Seminaren Hochschulübergreifende Kooperation mit Transparenz und agilen Tools Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen Abbildung 2: Selbsterstellter Screenshot weiterer Inhalte der Arbeitsfläche in Collaboard. Erstellt mit Genehmigung von Collaboard. CC BY-SA 4.0. Abbildung 3: Selbsterstellter Screenshot in Collaboard, der zeigt, wie eine Gruppe die Aufgabe gelöst und das Transkript annotiert hat. Erstellt mit Genehmigung von Collaboard. CC BY-SA 4.0. Abbildung 4: Selbsterstellter Screenshot der gelösten Aufgaben mit Platzhalter für mögliche Fragen. Erstellt mit Genehmigung von Collaboard. CC BY-SA 4.0. Im Anschluss an die nähere Betrachtung der Kommunikationssituation, in der die im Transkript festgehaltenen Äußerungen entstanden sind, kann die eigentliche Analyse des Transkriptes beginnen. Diese wird durch die nebenstehenden Fragen bzw. Aufgabestellungen (s.o.) geleitet. Der Vorteil an der Nutzung des Tools Collaboard oder anderer digitaler Whiteboards mit ähnlichen Funktionen ist, dass alle Studierenden der Arbeitsgruppe parallel mit farblichen Markierungen und Anmerkungen am Transkript arbeiten können. Gleichzeitig können Sie als Lehrperson den Fortschritt der Gruppenarbeit in Echt-Zeit beobachten und Studierende innerhalb des Kurses können das Vorgehen der anderen Arbeitsgruppen im Nachhinein durch Einsicht in die Analyse am Transkript nachvollziehen.  Für die Vorstellung der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen im Plenum liegen dann für alle sichtbar die Ergebnisse auch in visueller Form vor, werden gespeichert und können zu einem späteren Zeitpunkt erneut abgerufen werden. Dies erleichtert anderen Studierenden, der Ergebnispräsentation bzw. der Diskussion im Plenum zu folgen, da sie nicht zeitgleich mitschreiben müssen. Ergebnisse, die in dem Whiteboard gesammelt werden, können außerdem schnell und unkompliziert wieder bearbeitet und umsortiert werden, sollte eine Nachjustierung bzw. Korrektur einzelner Inhalte durch Sie als Lehrperson notwendig sein. Falls die Erkenntnisse zu einem späteren Zeitpunkt in Ihrem Seminar noch einmal relevant oder aber für weitere Analyseschritte verwendet werden sollten, so können Sie sie jederzeit wieder mit dem bereits vorliegenden Arbeitsstand abrufen und die Bearbeitung fortlaufend weiterführen. Zusätzlich zu den hochgeladenen Transkripten und leitenden Fragen bzw. Aufgabenstellungen für die Analyse kann in dem Whiteboard ein fester Platz vorstrukturiert werden, an dem Studierende Fragen, auf die sie während der Bearbeitung gestoßen sind, hinterlegen können. Dies hat den Vorteil, dass die Fragen für eine Nachbesprechung fixiert sind und nicht vergessen werden. Ggfs. können auch kurze Antworten auf andersfarbigen Karten als Lösungen oder Hilfestellungen formuliert werden. Das digitale Whiteboard kann für einzelne Aufgaben im Seminarkontext genutzt werden oder aber veranstaltungsbegleitend als nachhaltige Sammlung aller Erkenntnisse, die Sie mit Ihren Studierenden gemeinsam festhalten, dienen. So könnten Sie also auch einen zentralen Ort der Ergebnissicherung von Gruppenarbeiten oder Plenumsdiskursen schaffen. Das digitale Whiteboard ermöglicht es somit, den Wissenserwerb von Studierenden zu begleiten, die Zusammenarbeit unter Studierenden zu fördern und Sie als Lehrperson bei der Strukturierung und Aufbereitung von Inhalten zu unterstützen.

Diversitätssensibel Unterrichten dank Audience-Response-Tools

Diversitätssensibel Unterrichten dank Audience-Response-Tools von Julika Moos Ich war 26 Jahre alt, als ich zum ersten Mal als Dozentin vor einer Seminargruppe stand – 38 Studierende im Erstsemester, kaum jünger als ich. Ich war schrecklich verunsichert und gestaltete die Vermittlung so, wie ich dachte, wie Hochschullehre sein müsste. Erst Jahre später fiel mir auf, dass in meinen ersten Seminaren zwei Prinzipien dominierten: Angst – „wenn Sie das in der Klausur nicht können, fallen Sie durch“ – und ein falsches Verständnis von Fachkompetenz. Ich dachte, ich müsste auf jede Frage eine souveräne Antwort liefern können. Damit setzte ich sowohl meine Studierenden als auch mich selbst unter großen Druck. Der absurde Anspruch, alles wissen zu müssen, und keine Schwächen zuzugeben, war für uns alle gleichermaßen ungesund. Nach nun fast 10 Jahren in der Hochschullehre habe ich die Angst, etwas falsch zu machen, und das engstirnige Verständnis von Fachkompetenz, immer alles beantworten zu müssen, aus meinem Kopf verbannt. Stattdessen versuche ich meine Lehre nach zwei anderen Leitlinien zu organisieren: Begeisterung und Empathie. Zwar führt Angst – z. B. die davor, durch die Klausur zu fallen – durchaus dazu, dass Studierende den Stoff büffeln. Aber dass sie sich auch nach der Klausur noch an die gelernten Inhalte erinnern können, ist höchst unwahrscheinlich. Begeisterung für die Gegenstände des Fachs hingegen ist motivierend und ansteckend. Zwar lassen sich auch mit Begeisterung nicht alle Studierenden mitreißen, aber die Wissensvermittlung funktioniert meiner Erfahrung nach nachhaltiger und umfassender. Fachliche Begeisterung in der Lehre zu vermitteln, fällt den meisten Dozierenden, die ja aufgrund ihres Interesses am Fach an der Universität arbeiten, wahrscheinlich nicht schwer. Empathie aufzubringen, ist allerdings nicht immer ganz so einfach, weil sie z. B. auch beinhaltet, Verständnis dafür aufzubringen, dass Studierende für das eigene Leib- und Magenthema keine Begeisterung finden können. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass Studierende auch fachlich aufgeschlossener sind, wenn sie sich menschlich gesehen fühlen. Wenn man ihnen mit Empathie vermittelt, dass sie mehr als nur eine beliebige Matrikelnummer sind, fühlen sich Studierende meiner Erfahrung nach sicherer. Ein Gefühl von Sicherheit im Seminarraum kann etwa dazu führen, dass sie sich an Seminardiskussionen beteiligen, auch wenn sie nicht ganz überzeugt sind, dass ihr Beitrag richtig ist. Ein Weg Studierenden mit Empathie zu begegnen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gesehen werden, ist, sie in der ersten Sitzung zu fragen, wie sie angesprochen werden möchten. Die Ansprache mit Herr/Frau + Nachnamen – wie sie an deutschen Universitäten lange üblich war – stammt aus einer Zeit, in der wir von Vornamen und Aussehen auf das Geschlecht der Personen geschlossen haben. Mitunter fühlen sich Studierende aber nicht in der binären Geschlechterordnung abgebildet. Um auch für Studierende, die etwa nichtbinär oder trans sind, eine sichere Atmosphäre zu schaffen, sollte eine Ansprache mit Herr/Frau + Nachname heutzutage nicht mehr als ungefragter Standard gelten. Mit der zunehmenden Internationalisierung der Universitäten sind Rückschlüsse von Namen auf Geschlecht außerdem auch deshalb kaum noch zeitgemäß, weil Studierende nicht mehr nur gängige deutsche Vornamen haben. Vorannahmen über Namen aus nichtdeutschen Kulturkreisen können also im schlimmsten Fall rassistisch diskriminieren. Um schon in der ersten Sitzung des Semesters empathisch auf die Studierenden zuzugehen, ist es eine gute Idee, gleich zu Beginn nach ihrer gewünschten Ansprache zu fragen. Dies lässt sich mit einem Audience-Response-Tool, das anonyme Umfragen ermöglicht, sehr leicht umsetzen, sodass sich niemand vor der ganzen Seminargruppe offenbaren muss. In meinem letzten Seminar habe ich dazu das Umfragetool Vevox genutzt. In einer ersten Umfrage habe ich meine Studierenden über Vevox anonym gefragt, ob sie sich in einer binären Ansprache wiederfinden können. 14% der Teilnehmer*innen stimmten ab, dass diese Form der Ansprache für sie nicht funktioniert. Für diesen Fall hatte ich eine Anschluss-Umfrage vorbereitet, die andere Optionen der Ansprache im Seminar vorschlug und nach den entsprechenden Präferenzen der Studierenden fragte. Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Vom Insta-Scroll zum Zoom-Call Virtuelle Zusammenarbeit verstetigt etablieren Kollaborative Lehrveranstaltungen gemeinsam umsetzen Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen Darin wollte ich wissen, ob die Studierenden eher geduzt oder gesiezt werden möchten. Dabei zeigte sich, dass niemand im Kurs darauf bestand, gesiezt zu werden, deshalb entschieden wir uns gemeinsam dafür, uns im Seminar mit Du + Vorname anzusprechen. Ich hoffe, ich konnte so dazu beitragen, dass sich alle in meinem Seminar wohlfühlten. Im Nachgang erhielt ich eine Email von einer Person aus dem Seminar, die mich in meinem Vorgehen bestärkte: „Danke für Deine Umfrage am Beginn der Veranstaltung, die zu einer für alle angenehmen Atmosphäre beigetragen hat.“ Tools, die anonyme Abstimmungen ermöglichen, können also nicht nur für reine Wissensabfragen genutzt werden können, sondern auch für sensible persönliche Nachfragen, die die Studierenden mit ihren individuellen Bedürfnissen ernst nimmt, ohne sie vor den Kommiliton*innen zu exponieren. Auch wenn das Duzen im Seminarkontext für mich zunächst ungewohnt war, weil ich das Sie lange als unabdingbar erachtete, um eine gewisse Distanz zu den Studierenden aufrechtzuerhalten, tat es der Stimmung im Seminar meiner Wahrnehmung nach wirklich gut: Ich brauchte mich nicht mehr als distanzierte Dozentin zu inszenieren, sondern konnte den Studierenden empathisch auf Augenhöhe begegnen und damit Interesse und Wertschätzung ausdrücken.

Lean Thinking im Studium

Lean Thinking im Studium von Sabrina Schäfer Marie ist mit ihren Nerven am Ende. Sie ist gerade in das 3. Semester ihres Biologiestudiums gestartet und hat jetzt schon das Gefühl, überfordert zu sein. Wie soll sie die ganzen Kurse parallel meistern und sich im Idealfall schon auf die Prüfungen zum Semesterende vorbereiten? Schon jetzt rennt ihr die Zeit davon. Als sie verzweifelt an ihrem Schreibtisch sitzt und auf die Vorlesungsfolien starrt, erinnert sie sich an einen Ansatz, von dem sie in einem Selbstorganisationskurs zum Studienbeginn gehört hat: Lean Thinking. Vielleicht könnte der Ansatz ihr weiterhelfen? Lean Thinking ist eine Management-Philosophie, die von der japanischen Automobilindustrie in den 1980er Jahren entwickelt wurde und darin besteht, Prozesse und Ressourcen auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das soll zu einer gesteigerten Produktivität und einer besseren Organisation führen. Doch wie kann Marie dieses Wissen auf ihr Biologiestudium übertragen? Sie startet damit, ihren Alltag genau zu betrachten und ihre Beobachtungen festzuhalten. Bei der Auswertung der Dokumentation stellt sie einiges fest: Zum Beispiel braucht sie in einer Lernsession lange, bis sie sich tatsächlich auf ein Thema fokussiert. Das liegt daran, dass sie erst einmal ihre Social-Media-Kanäle und E-Mail-Postfächer checkt, sobald sie den Computer anschaltet. Hierbei verliert sie kostbare Zeit und Energie. Sie entschließt sich dazu, die Pomodoro-Methode einzusetzen, bei der sie sich für 25 Minuten auf eine Aufgabe konzentriert und dann eine kurze Pause von 5 Minuten macht, in der sie sich guten Gewissens ihren Social-Media-Kanälen widmen kann. Diese Methode hilft ihr dabei, sich auf ihr Lernthema zu konzentrieren und Ablenkungen zu vermeiden. Marie stellt außerdem fest, dass sie sich üblicherweise sonntags auf eine Vorlesung vorbereitet, die erst am Donnerstagnachmittag stattfindet. Am Donnerstag kann sie sich kaum noch an den Stoff erinnern, mit dem sie sich am Wochenende beschäftigt hat. Ein wichtiger Faktor von Lean Thinking ist das Just-in-Time-Konzept (JIT), das darauf abzielt, Materialien und Ressourcen nur dann bereitzustellen, wenn sie auch tatsächlich benötigt werden. Sie entscheidet sich also dafür, die Vorlesung stattdessen am Mittwoch vorzubereiten, um sich so besser an das Gelernte erinnern zu können. Auch das Konzept der Visualisierung kann Marie für ihr Studium nutzen. Sie beginnt ihre Module mithilfe eines digitalen Whiteboards zu organisieren, um den Überblick zu behalten. Hierfür erstellt sie eine Mindmap, in der sie die wichtigsten Eckdaten und Themen der Module einträgt und stetig ergänzt. Nach ein paar Wochen stellt Marie allerdings fest, dass sie das digitale Whiteboard zu Anfang des Semesters gut gebrauchen konnte – jetzt aber nur noch der Routine wegen pflegt. Weil der Aktualisierungsprozess wertvolle Zeit kostet, entschließt sie sich dazu, das Whiteboard zu archivieren und stattdessen mit ihrer To-Do-Listen App den Überblick zu behalten, da sie diese viel einfacher von dem Smartphone aus bedienen kann. Prozesse kontinuierlich zu optimieren ist nämlich ebenso eine zentrale Lean Thinking Idee. Zu guter Letzt lernt Marie dank ihrer neuen Strategie den Mehrwert von Lerngruppen zu schätzen. Ein zentraler Punkt der Theorie ist nämlich Teamwork. In ihrer Lerngruppe, mit der sie sich regelmäßig online und offline trifft, lernt sie andere Denkansätze kennen und kann besser abschätzen, welchen Stoff sie noch mal wiederholen sollte, weil er noch nicht richtig sitzt. Außerdem teilt sie mit ihren Kommiliton*innen ihr Wissen über Lean Thinking, sodass auch diese davon profitieren und produktiver durchs Semester kommen können. Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Verbundarbeit im Fokus – Koordination, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit im Projekt QUADIS Organisiert mit Infinity Maps in pädagogischen Seminaren Hochschulübergreifende Kooperation mit Transparenz und agilen Tools Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen

Warum antwortet mir keiner?

Warum antwortet mir keiner? von Dr. Sophie Domann und Anna Scarcella Warum antwortet mir keiner? Die vorliegende Auswertung zur Frage „Wer redet da mit mir?“ vom Projekt Co³Learn befasst sich mit der studentischen Kommunikation in der Online-Lehre. Der Inhalt fokussiert sich auf das Kommunikationsverhalten von Studierenden im Vergleich von Präsenz- und Online-Lehre sowie deren Nutzungsverhalten in Bezug auf digitale Tools in der Hochschullehre. Das Dokument gibt Aufschluss darüber, wie Studierende untereinander kommunizieren, welche Faktoren die Kommunikation erschweren und erleichtern und welche Erwartungen und Wünsche Studierende an Tools und Rahmenbedingungen haben. Die Ergebnisse stammen aus vorab erhobenen Online-Fragebögen und Gruppendiskussionen und richten sich insbesondere an Lehrende, aber auch an zentrale Einrichtungen und an alle, die sich für das Thema studentische Kommunikation interessieren. In der Veranstaltung am 24.04.2023 „Warum antwortet mir keiner? Befragungsergebnisse von Studierenden und Lehrenden zu toolgestützten Kommunikationsmöglichkeiten“ stellten wir Auszüge davon interessierten Lehrenden aus Niedersachsen vor und diskutierten mit circa 20 Personen die Ergebnisse. Während der Präsentation konnten die Teilnehmenden ihre eigenen Vermutungen zu ausbleibenden Antworten über das Tool Wooclap teilen. Abbildung 1: Selbsterstellter Screenshot einer Wooclap-Umfrage. Die Live-Antworten werden als Textblasen unter der Frage angezeigt. Erstellt mit Genehmigung von Wooclap. CC BY-SA 4.0. Wenn Sie das Audience-Response-Tool Wooclap testen wollen, finden Sie hier weitergehende Informationen: Wooclap Hier finden Sie die Ergebnisse und zusätzliche Informationen zur Bedarfserhebung des Verbundprojekts: Studentische Kommunikation in der Online-Lehre Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen 1# Wissensnugget – Online-Whiteboards Vom Insta-Scroll zum Zoom-Call Virtuelle Zusammenarbeit verstetigt etablieren Kategorien Aktuelle Veranstaltungen How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen

Seminarpläne neu denken (mit Canva!)

Seminarpläne neu denken (mit Canva!) von Julika Moos Ich habe an verschiedenen Universitäten in Deutschland und im Ausland verschiedene Fächer auf verschiedenen Sprachen studiert, aber eine Sache sah fast immer identisch aus: Von der Archäologie-Vorlesung bis zum Theologie-Hauptseminar waren Seminarpläne immer eine chronologische Abfolge von Daten, meist tabellarisch auf ein hochformatiges DIN-A4-Blatt gesetzt. Neben den chronologisch aufgeführten Daten fand sich darauf das Thema der jeweiligen Sitzung an einem bestimmten Datum, dazu manchmal noch die entsprechende Literatur zur Sitzung. Unter der tabellarischen Auflistung der einzelnen Termine gab es vielleicht noch ein paar Hinweise zum Lehrbuch oder zu Sprechstunden, aber das war es dann auch schon. Als ich selbst begann, Lehrinhalte zu gestalten, stellte ich die Form eines klassischen Seminarplans nie in Frage – dass ein Seminarplan eine Liste mit Daten beinhalten muss, war für mich einfach immer völlig klar. Also kopierte ich die Form der Seminarpläne, die ich aus meinem Studium kannte: DIN-A4-Word-Tabellen mit Daten. Und obwohl ich mir Mühe gab, mir ansprechende Titel für die einzelnen Sitzungen zu überlegen, behielt ich die altbekannte Form bei. Und ja, natürlich begann ich auch, Seminarpläne für Einführungsveranstaltungen, die ich mehrfach leitete, zu copy-pasten und vergaß dabei, die Jahreszahlen zu aktualisieren, sodass die Studierenden meiner Faulheit Effizienz gleich auf die Schliche kamen. Abbildung 1: Selbsterstellter Seminarplan für das Sommersemester 2019 im tabellarischen Format in einfacher Textformatierung. Erstellt mit Genehmigung von Canva. CC BY-SA 4.0.  Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Vom Insta-Scroll zum Zoom-Call Virtuelle Zusammenarbeit verstetigt etablieren Kollaborative Lehrveranstaltungen gemeinsam umsetzen Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen Es dauerte Jahre, bis mir auffiel, dass es doch einigermaßen erstaunlich ist, dass die Form des typischen Seminarplans so beständig ist: Meine ersten Referate im Studium hielt ich noch mit Folien am Overhead-Projektor, mittlerweile unterrichte ich in hybriden Videokonferenzen mit interaktiven Präsentationen via Screenshare – aber Seminarpläne sehen immer noch genau gleich aus? Wie kann es sein, dass sich die Gestaltung der Lehre in den letzten Jahren so geändert hat, aber die Seminarpläne nicht? Eigentlich wissen Lehrende, dass Seminarpläne nach der ersten Sitzung schnell veralten: Mal fällt etwas aus, mal verschieben sich Sitzungsinhalte, die doch mehr Zeit beanspruchen, und irgendwie geraten die (ehrgeizigen) Pläne vom Anfang des Semesters dann schnell in Vergessenheit. Gerade wenn die Universität ein Lern-Management-System wie z. B. Stud.IP nutzt, werden Seminarpläne im laufenden Semester eigentlich kaum noch angeschaut: Im LMS gibt es ja einen Ablaufplan, der schneller wiederzufinden ist, als ein Zettel aus der ersten Sitzung. Und wenn dort dann gleich noch die Literatur zur jeweiligen Sitzung abgelegt ist, gibt es nun wirklich kaum einen Grund mehr, nochmal den Seminarplan herauszusuchen. Vielleicht sollten wir also Seminarpläne neu denken, denn als tatsächlichen Ablaufplan nutzen wir ihn, wenn wir ehrlich sind, doch eher selten. Trotzdem ist das Austeilen der Seminarpläne in der ersten Sitzung in einer Lehrveranstaltung ein wichtiges Ritual, das die Stimmung des Semesters beeinflussen kann: Genau genommen dienen Seminarpläne nämlich dazu, die Studierenden neugierig zu machen und ihnen eine Vorschau darauf zu geben, was sie im Lauf des Semesters erwartet. Aber statt Neugier zu wecken, tendieren wir oft dazu, Seminarpläne mit Informationen und Fachbegriffen – die die Studierenden ja noch gar nicht kennen können – zu überfrachten. Sollte die studentische Reaktion auf einen Seminarplan aber nicht eher „oh, das klingt aber vielversprechend“ oder „auf diese Inhalte freue ich mich“ lauten statt „uff, das liest sich aber anstrengend“? Was also, wenn wir Seminarpläne mehr wie einen Filmtrailer verstehen? Als einen Teaser für die kommenden Wochen, ohne konkret vorgegebene Inhalte und stattdessen mit einem Fokus auf die Highlights, die die Studierenden erwarten? Dann können wir uns von der langweiligen tabellarischen Form lösen und anfangen, schon in der ersten Sitzung den Schwerpunkt darauf zu lenken, was die Studierenden im kommenden Semester begeistern und mitreißen könnte! Eine Möglichkeit, einen Seminarplan kreativer und anregender zu gestalten, ist die Nutzung des Design-Tools Canva. Damit können auch mediengestalterische Laien ansprechende Designs erstellen, die nicht mehr nach einer Word-Tabelle aussehen, sondern eher wie ein Flyer für ein Event. Es lassen sich damit sehr unkompliziert Fotos, Grafiken oder QR-Codes zu Videos einbauen, die das Interesse der Studierenden vielleicht viel eher ansprechen, als Daten und Listen mit Fachbegriffen und Fachliteratur. Natürlich kommt ein Seminarplan nicht ganz ohne organisatorische Hinweise aus, aber gerade wenn ohnehin ein begleitendes Lern-Management-System genutzt wird, braucht es diese vielleicht gar nicht, weil sich die wichtigen Infos online finden lassen. Stattdessen kann sich die Gestaltung des Seminarplans dann ganz darauf fokussieren, was dessen wichtigste Aufgabe in der ersten Sitzung ist: Vorfreude zu wecken! Abbildung 2: Selbsterstellter Seminarplan für das Wintersemester 2022/2023. Erstellt mit Genehmigung von Canva. CC BY-SA 4.0.

Agiles Arbeiten – auch im Studium

Agiles Arbeiten – auch im Studium von Sabrina Schäfer Hast du dich schon mal gefragt, was eigentlich genau damit gemeint ist, wenn von Agilem Arbeiten gesprochen wird? In diesem Audiobeitrag erfährst du, was Agiles Arbeiten auszeichnet und wie du diese Methode sogar für dein Studium nutzen kannst! 0:00 / 0:00 Gruppenarbeiten richtig beginnen Audiobeitrag zum Agilen Arbeiten im Studium. CC BY-SA 4.0. Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Verbundarbeit im Fokus – Koordination, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit im Projekt QUADIS Organisiert mit Infinity Maps in pädagogischen Seminaren Hochschulübergreifende Kooperation mit Transparenz und agilen Tools Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen

Interkulturelle Kommunikation intermedial: Abstimmungstools in der Angewandten Linguistik

Interkulturelle Kommunikation intermedial: Abstimmungstools in der Angewandten Linguistik von Anna Scarcella Als wissenschaftliche Mitarbeiterin habe ich zwischen 2017 und 2021 verschiedene Lehrveranstaltungen im Bereich der Angewandten Sprachwissenschaft und der interkulturellen Kommunikation angeboten, darunter insbesondere Seminare. Dieses Lehrveranstaltungsformat bietet die Möglichkeit, anwendungsbezogen zu arbeiten. Für die Angewandte Sprachwissenschaft und interkulturelle Kommunikation bedeutet das beispielsweise, Sprache innerhalb ihrer konkreten Kommunikationssituationen – ob mündlich oder schriftlich – analytisch zu betrachten und interpretativ aufzuarbeiten. Wichtig hierfür ist, dass Studierende die entsprechenden Kategorien, die ihnen als Handwerkszeug zur Analyse von Sprache zur Verfügung stehen, kennen, anwenden und wissenschaftlich einordnen können. Fragen, die Studierende daher immer wieder beschäftigen (sollten), sind zum Beispiel folgende: Wie lauten die korrekten Fachbegriffe für die mir zur Verfügung stehenden Analysekategorien? Wo kommen diese Kategorien wissenschaftshistorisch her?  Wie trage ich die Kategorien an das vor mir liegende sprachliche Material heran? Insbesondere zu Beginn des Studiums sehen sich Studierende mit einer breiten Fülle an Informationen sowie den erhöhten Anforderungen des wissenschaftlichen Arbeitens im Vergleich zur schulischen Ausbildung konfrontiert. Diese Umstellung und Neuorientierung kann es Studierenden erschweren, sich mit ebensolchen tiefergehenden Fragen auseinanderzusetzen und notwendige theoretische Grundlagen für die weitere Anwendung nachhaltig zu erlernen. Im Bereich der Angewandten (interkulturellen) Sprachwissenschaft scheint auch die Art und Weise, wie Sprache – in mündlicher und schriftlicher Form – betrachtet und analysiert werden kann, für Studienanfänger*innen oft neu und komplex. Zugegebenermaßen bedarf die Betrachtung von Sprache und Kommunikationsprozessen aus einer linguistisch-pragmatischen Perspektive mit Kategorien wie Illokutionen, sprachlichen Prozeduren und sprachlichen Handlungsmustern, wie ich sie in meinen Seminaren gelehrt habe, ein wenig Übung, um sich in diesem Feld sicher zu fühlen. Umso wichtiger scheint es mir daher, dass die theoretischen Grundlagen hinter diesen Kategorien und zugehörige wissenschaftliche Herleitungen bekannt sind und verinnerlicht wurden. Obwohl die Seminare, die ich gelehrt habe, meist erst ab dem dritten Semester gewählt wurden, habe ich also immer wieder versucht zu überprüfen, ob die genannten theoretischen Grundlagen überhaupt ausreichend gefestigt sind. Nur so konnte ich Wissensdefizite auf Ebene des Grundlagenwissens überhaupt identifizieren und bei Bedarf Wiederholungen einführen. Auch wenn es möglicherweise für ein geisteswissenschaftliches Seminar weniger üblich ist, habe ich mir Zeit genommen, kurze Wissensüberprüfungen einzubauen – meist mündlich und zwischendurch in Form von klassischen Abfragen: „Wie war das nochmal: Der Zweck des Frage-Antwort-Musters ist …?“. Gelegentlich habe ich die Fragen in einer PowerPoint-Präsentation zur visuellen Unterstützung aufbereitet, allerdings nur, wenn ich ohnehin eine Präsentation vorbereitet hatte, was nicht immer der Fall war. Meiner Erfahrung nach hat eine solche zwischengeschaltete Wissensabfrage allerdings immer wieder die gleichen Studierenden erreicht, denn beteiligt hat sich nur ein kleiner Teil der Studierenden und ein großer Teil der Seminargruppe blieb still. Mir fiel es dann oft schwer, einzuschätzen, aus welchem Grund sich nur eine Handvoll von Studierenden beteiligte. Neben dem Vorhandensein von Wissenslücken könnten auch Hemmungen, aus Angst etwas Falsches zu sagen, Gründe für das Schweigen gewesen sein. Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Verbundarbeit im Fokus – Koordination, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit im Projekt QUADIS Organisiert mit Infinity Maps in pädagogischen Seminaren Hochschulübergreifende Kooperation mit Transparenz und agilen Tools Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen Durch meine Arbeit im Projekt Co3Learn habe ich verschiedene Audience-Response-Tools kennengelernt, die den oben beschriebenen Anwendungsfall von Wissensabfragen deutlich vereinfachen und interaktiver gestalten können. Hierzu zählt das Tool Wooclap, das verschiedene Fragevarianten bereithält, es der Lehrperson erlaubt, Abfragen in der Seminargruppe zu starten und in die sonst eher diskursive Vermittlung einzubauen. Für das jeweilige Seminar können mit Wooclap im Vorfeld der Veranstaltungssitzung verschiedene Fragen zu Inhalten, die für die Sitzung besondere Relevanz haben, formuliert und mit den jeweils richtigen Antworten hinterlegt und gespeichert werden. Die Fragen können somit jederzeit innerhalb des Seminars eingeblendet und abgerufen werden. Studierende können dann unkompliziert über das Scannen des QR-Codes mit ihrem Smartphone oder über die Eingabe eines Codes auch am Laptop an der Abfrage teilnehmen. Einer der Vorteile der Nutzung von Wooclap für zwischengeschaltete Wissensabfragen ist, dass durch die anonyme Teilnahmemöglichkeit Hemmungen abgebaut werden können und sich möglicherweise auch Studierende beteiligen, die sich sonst weniger trauen, offen im Plenum zu sprechen. Grundsätzlich können die Studierenden über den Einsatz des Tools zum Mitmachen angeregt werden und erhalten durch die unmittelbare Einblendung, ob die eigenen Auswahl richtig oder falsch war, gleichermaßen die Möglichkeit, ihren Wissensstand zu ausgewählten Themen und Fragen zu reflektieren. Die Lehrperson wiederum erhält die Möglichkeit, einen Überblick über den Wissensstand der Studierenden zu erhalten und Wissensdefizite, die über Einzelpersonen hinausgehen, zu identifizieren. Ebensolche Wissenslücken zu identifizieren, ist aus meiner Perspektive auch für Lehrveranstaltungen, die eher auf die Anwendung des Erlernten ausgerichtet sind, wichtig, um Schwierigkeiten bei der Bearbeitung von Aufgaben auf den Grund zu gehen. Wie sollen Studierende die illokutive Struktur eines Werbetextes erarbeiten, um im weiteren Analyseverlauf gesellschaftlich etablierte Zwecksetzungen sichtbar zu machen, wenn der Unterschied zwischen den dafür notwendigen Illokutionstypen nicht bekannt ist und auf theoretischer Ebene noch nicht verinnerlicht wurde? Aus meiner Sicht erhalten Lehrende durch den o.g. Tooleinsatz also die Möglichkeit, vorliegende Wissensdefizite zu identifizieren und für die weitere analytische Arbeit im Studium aufzuarbeiten. Außerdem bin ich überzeugt, dass Wissen nachhaltiger erlernt werden kann, wenn theoretische Grundlagen, beispielsweise durch kurze und interaktive Wissensabfragen, gelegentlich wiederholt werden und mit der unmittelbaren Anwendung der entsprechenden Konzepte – hier Analysekategorien – kombiniert werden. In kommenden Lehrveranstaltungen würde ich Wissensabfragen also toolgestützt durchführen, um möglichst viele der Studierenden abzuholen und die Teilnahme interaktiv und möglichst niedrigschwellig zu gestalten.

Das ganze Seminar auf einen Blick: Wie ein Whiteboard-Tool die literaturwissenschaftliche Lehre bereichern kann

Das ganze Seminar auf einen Blick: von Julika Moos Wie ein Whiteboard-Tool die literaturwissenschaftliche Lehre bereichern kann Im letzten Semester wagte ich ein Experiment: Ich bot ein Vertiefungsseminar in der germanistischen Mediävistik an, in dem ein über 21.000 Verse umfassender mittelhochdeutscher Roman gelesen und besprochen werden sollte. Das ist für ein Mediävistik-Seminar zunächst nicht ungewöhnlich – vor allem im höheren Semester können wir den Studierenden durchaus größere Textmengen zumuten. Die spezifische Herausforderung war allerdings, dass der Roman nicht – wie viele der anderen Texte, mit denen wir in der Lehre hauptsächlich arbeiten – in einer neuhochdeutschen Übersetzung vorliegt. Obwohl der Text unter Forschenden bekannt ist, bleibt er für Studierende recht unzugänglich und wird in der Lehre kaum behandelt. Tatsächlich gibt es zu Konrads von Würzburg Roman nicht mal einen Wikipedia-Artikel! Mir war also sehr bewusst, dass ich die Studierenden nicht nur mit einem umfassenden Primärtext herausfordere, sondern auch mit einer schwierigen Lektüre konfrontiere, die sie vermutlich öfter mal an ihre Grenzen bringen würde: Gereimte Verse, eine ältere Sprachstufe und unbekannte Ausdrücke sorgen oft schon für Verwirrung, selbst wenn eine neuhochdeutsche Übersetzung zur Verfügung steht. Ich brauchte also unbedingt einen Weg, um Lektüre, Besprechung und Analyse dieses mittelhochdeutschen Romans für die Studierenden zugänglicher zu machen. Dazu benutzte ich das Kreativtool Miro. Das Hauptfeature dieses Tools ist ein digitales Whiteboard, auf dem sich zahlreiche unterschiedliche Gestaltungsformen anbringen lassen. In der ersten Seminarsitzung stellte ich Miro als ein gemeinsames Seminarprojekt vor, das wir im Lauf des Semesters gemeinsam befüllen würden. Weil das Tool (bisher) nicht DSGVO-konform ist, holte ich das Einverständnis der Studierenden ein, dieses Tool dennoch gemeinsam zu nutzen. Die Nutzer*innen des gemeinsamen Whiteboards meldeten sich mit einer Email-Adresse an; ohne Anmeldung und spezifischen Einladungslink kann das Board nicht eingesehen oder verändert werden. Ich widmete jedem im Seminar gelesenen Textabschnitt eine dezidierte Sektion in unserem Whiteboard. In jeder dieser Sektionen zu einem Textabschnitt brachte ich ein großes Feld an, in das visuelle Assoziationen zur gelesenen Textpassage eingefügt und die Studierenden so aktiv zur kreativen Mitarbeit angeregt werden sollten. Ich gab den Studierenden dazu – wie in literaturwissenschaftlichen Seminaren üblich – einen jeweils konkreten zu lesenden Textabschnitt vor und bat sie, als Teil ihrer Vorbereitung für die Sitzung, in der dieser Romanauszug behandelt werden sollte, passende Fotos herauszusuchen, die diese Szene bildlich beschreiben könnten, um diese dann im Board zu teilen. Kapitel Vorstellung des Kreativtool Miro Visuelle Annäherung Felder für Rückmeldungen Interaktive Tafel Anonyme Evaluation Fazit Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Verbundarbeit im Fokus – Koordination, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit im Projekt QUADIS Organisiert mit Infinity Maps in pädagogischen Seminaren Hochschulübergreifende Kooperation mit Transparenz und agilen Tools Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen Diese visuelle Annäherung an den Romaninhalt brachte in vielerlei Hinsicht Vorteile mit sich: Für die Studierenden wurde so deutlich, dass sie bei ihrer Lektüre nicht jedes Wort verstehen mussten, sondern dass es ausreichte, z.B. ein Bild von einem Schiff im Mondschein herauszusuchen, wenn sie diesen Aspekt der verstanden und als bedeutend erkannt hatten. Das Bildersuchen hatte damit gleichzeitig etwas Spielerisches, das die Angst vor diesem umfangreichen und sicher teilweise unverständlichen Text deutlich reduzierte. Sobald die ersten Seminarteilnehmer*innen ihre Bilder eingefügt hatten, funktionierten diese wiederum als Absicherung für diejenigen, die erst etwas später mit der Lektüre beginnen konnten: Die Bilder der anderen sorgten, so mein Eindruck, für Rückversicherung dessen, was verstanden wurde und trugen so zu einem selbstbewussten Umgang mit dem Text bei. Die Bilder-Collage in unserem gemeinsamen digitalen Whiteboard half gleichzeitig dabei, dass ich in meiner eigenen Vorbereitung auf die einzelnen Seminarsitzungen sehr viel besser antizipieren konnte, wie viel die Studierenden von der zu lesenden Textpassage verstanden hatten und wie viel Zeit wir brauchen würden, um über die Passsage zu sprechen. Es bereitete mir selbst richtig Freunde, im Lauf der Woche immer mal wieder ins Board zu schauen, ob unsere gemeinsame Collage mittlerweile wieder gewachsen war und festzustellen, dass die Studierenden doch deutlich mehr verstanden, als ich anfangs zu erwarten gehofft hatte. Am Ende des Semesters fügten sich die einzelnen Bilder-Collagen zu einer visuellen Timeline des Romans zusammen: Weil ich Freifelder für die Bilder-Sammlungen in der Planung des Boards nebeneinander angebracht habe, stellen sie nun eine Art visuellen Zeitstrahl dar, mit dem sich die Handlung des Romans visuell rekapitulieren lässt. Gerade für jene Studierenden, die jetzt eine Hausarbeit schreiben, dürfte der Mehrwert dieser visuellen Inhaltszusammenfassung äußert hilfreich sein, wenn sie eine bestimmte Textstelle suchen, sie aber in den tausenden von Versen nicht auf Anhieb finden können. Die Orientierung im Text anhand der gemeinschaftlich erstellten Bilder-Collagen dürfte den Studierenden deutlich leichter fallen. Zusätzlich zu der jeweiligen Bilder-Collage richtete ich für jede Sitzung spezifische Felder für Rückmeldungen ein, in denen digitale Notizzettel angepinnt werden konnten: Es gab eine Ecke für allgemeine Beobachtungen zum Textabschnitt, in denen wir etwa besonders wichtige Zitate, den Auftritt neuer Figuren oder kurze Paraphrasen essenzieller Teilabschnitte der Handlung sammelten. Eine weitere Ecke war Problemen und Ungereimtheiten im Text gewidmet: Hier konnten schwer verständliche Worte oder Textphrasen gesammelt werden, die ich oft auch vor der Sitzung im Board beantwortete. Ein weiteres Feld war als Ideenspeicher für Themenwünsche gedacht: Wenn den Studierenden etwas aufgefallen war, über das sie gerne sprechen wollten, konnten sie diese Ideen dort sammeln, sodass wir sie dort nicht aus dem Auge verlieren würden. Nach der ersten Sitzung bemerkte ich, dass man die Annäherungen an den Inhalt auch noch weiter visualisieren könnte und richtete für jede Sitzung außerdem eine zusätzliche Meme-Corner ein, in der lustige Adaptionen der Romanhandlung geteilt werden konnten. Um die Studierenden zur aktiven gemeinsamen Beiteilung an unserer digitalen Tafel zu ermuntern, verzichtete ich darauf, alternatives Material wie Präsentationen zu benutzen, weil diese eine eher passive Rezeption nach sich zögen. Stattdessen ermunterte ich die Studierenden, auch in den Seminarsitzung mal ein Bild in das Board einzutragen: Eine Studentin verglich etwa die handlungslenkende Darstellung einer Figur mit dem Film „Die Truman Show“, sodass wir – weil der Vergleich so passend war – in der Seminardiskussion live ein Bild des Filmplakats in unsere Collage einfügten, um

Just-In-Time-Teaching

Just-In-Time-Teaching von Sebastian Utermann In den wenigsten Fällen lassen sich Lehrpläne 1 zu 1 umsetzen. Und allein schon im Sinne der Studierenden ist es wichtig, flexibel auf Fragen einzugehen und Raum für Austausch zu schaffen. Klassischerweise können kurze Wiederholungen zu Beginn einer Lehrveranstaltung Fragen nachbereitend klären. Warum aber diesen Ansatz nicht weiterentwickeln, die Bedarfe der Studierenden gezielt aufgreifen und die nächste Lehrveranstaltung auch vorbereitend anpassen? Just-in-Time-Teaching (JiTT) bietet als didaktisches Konzept die Möglichkeit, Lehrveranstaltungen eng mit dem Lernfortschritt der Studierenden zu koppeln. Dazu bearbeiten sie in einer Umfrage-Software online Aufgaben oder beantworten Fragen, die von den Dozierenden gestellt und für die Vorbereitung der Lehrveranstaltung genutzt werden. So wird sichtbar, wo Fragen offen sind oder Verständnisschwierigkeiten bestehen. Die Inhalte der bevorstehenden Lehrveranstaltung können an dieses Feedback angepasst werden, indem Themen wiederholt, Fragen geklärt und einzelne Punkte intensiver besprochen werden. Abbildung 1: Selbsterstellter Screenshot des Wooclap-Fragebogen-Menüs. Erstellt mit Genehmigung von Wooclap. CC BY-SA 4.0. Die Vorteile von Just-in-Time-Teaching werden besonders deutlich, wenn die Fragen oder Aufgaben inhaltlich ausgeglichen sind. Sie sollten nicht nur wiederholen, aber auch nicht zu viel vorwegnehmen. Im Idealfall können Studierende sich durch die Bearbeitung bereits auf die bevorstehende Lehrveranstaltung vorbereiten, da ihnen an passenden Stellen hilfreiche Ressourcen mitgegeben werden. Gleichzeitig können sie durch das Beantworten von einzelnen Wiederholungsfragen Klärungsbedarfe äußern. Abbildung 2: Selbsterstellter Screenshot von der ersten Seite einer mit Wooclap erstellten Umfrage. Erstellt mit Genehmigung von Wooclap. CC BY-SA 4.0. Als Mitarbeitende der Universitäten Göttingen, Hannover und Braunschweig haben Sie die Möglichkeit, mit Ihren universitären Anmeldedaten die Umfrage-Software Particify oder Wooclap zu nutzen. Die Inhalte können schnell und intuitiv erstellt sowie individuell gestaltet werden und motivieren die Studierenden, die Aufgaben selbständig und vorbereitend zu bearbeiten. Auf den Seiten finden Sie jeweils Anleitungen und Hilfsmaterialien für einen schnellen Einstieg. Abbildung 3: Selbsterstellter Screenshot einer Multiple-Choice Frage bei einer Wooclap-Umfrage. Erstellt mit Genehmigung von Wooclap. CC BY-SA 4.0. Sie haben Fragen zu JiTT oder zur Nutzung der Software? Kontaktieren Sie uns gerne! Neueste Beiträge All Posts How to Uni How to Tool How to Co-Work Aktuelle Veranstaltungen Verbundarbeit im Fokus – Koordination, Qualitätssicherung und Zusammenarbeit im Projekt QUADIS Organisiert mit Infinity Maps in pädagogischen Seminaren Hochschulübergreifende Kooperation mit Transparenz und agilen Tools Kategorien How to Co-Work How to Tool How to Uni Vergangene Veranstaltungen

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