von Florian Goedecke und Friedemann von Lampe
Während der Pandemie mussten Dozierende ihre Lehrmethoden anpassen. Einige der neuen Formate sind wieder verschwunden, während andere inzwischen zu einem zentralen Bestandteil des Unterrichts geworden sind. Exkursionen in großen Gruppen waren untersagt, sodass Lehrende für Botanik und Vegetationskunde neue Ansätze entwickelten. Dazu gehörten a) Präsentationsfolien mit oder ohne Audiokommentar; b) vorbereitete Wege im Umfeld der Universität mit botanischen Namensschildern; und c) die Verwendung von Apps (z. B. Actionbound und GöTours) mit Bildern und Aufgaben, welche an reale Koordinaten gebunden sind.
Ein neues Format zum individuellen Kennenlernen von Pflanzenarten im Kontext verschiedener Umweltaspekte vor Ort war an Audiodateien gebunden. Dieses Format hat sich im Hinblick auf Aktivierung, Integration und Flexibilität als vorteilhaft erwiesen und ist auch nach der Pandemie anwendbar.
In botanischen Exkursionen werden Pflanzenarten in Beziehung zu ihrer Umwelt vorgestellt.
Bei botanischen Exkursionen stellen Dozierende in der Regel Pflanzenarten vor, sowie ihre Erkennungsmerkmale, ihre ökologischen Ansprüche und Beziehungen zu menschlichen Aktivitäten. Aber es geht um mehr als nur um die Vermittlung von Wissen. Enthusiasmus der Dozierenden, kleine Anekdoten, die Beteiligung der Studierenden und das Eingehen auf spezifische Fragen und Interessen sind entscheidend.
In der Regel schreiben die Studierenden Feldprotokolle mit Artenlisten und Informationen über den Standort, und eine Begehung vor Ort ist dabei von zentraler Bedeutung. Bei größeren Gruppen kann es jedoch vorkommen, dass Studierende den Anschluss verlieren oder Erklärungen nicht folgen können. Schmale Wege und schwieriges Gelände können insbesondere für Menschen mit Beeinträchtigungen Schwierigkeiten bereiten, und die Integration internationaler Studierender hängt von den sprachlichen Fähigkeiten der Dozierenden ab.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat unser Fachbereich ein neues Lehrformat für Selbstlern-Exkursionen entwickelt. Die Studierenden erhielten GPS-Dateien, einen PDF-Guide mit Bildern und Informationen zu Pflanzenarten sowie eine Reihe von Audiodateien im mp3-Format. Um eine hohe Qualität der Audiodateien zu gewährleisten, wurden die Aufnahmen mit einem professionellen Mikrofon gemacht und anschließend nachbearbeitet. Sie bieten umfassende Informationen, z. B. über Geologie, Böden, Auswirkungen des Klimawandels, Pflanzenkrankheiten und Bewirtschaftungsmethoden. Um die Teilnehmenden aktiv einzubinden, wurden spezifische Beobachtungsaufgaben erarbeitet und integriert.
Der erste Lernpfad wurde im Jahr 2020 am Westerberg im Göttinger Stadtwald (Demant & Goedecke) entwickelt. Eine weitere Exkursion in den Solling (Bergmeier, Utermann & Goedecke) beinhaltete Aufnahmen aus dem Feld sowie Beiträge lokaler Experten. Im Jahr 2021 wurde eine zweisprachige Audioexkursion zum Teichgebiet um Walkenried eingerichtet (von Lampe & Goedecke).
Der folgende Ausschnitt gibt einen Einblick in die Audioexkursion und beschreibt die Teichkaskade des Exkursionsgebietes. Sie können die Audiodatei hier zusammen mit den Begleitmaterialen herunterladen, um eine genauere Vorstellung von der didaktischen Gestaltung der Audioexkursion zu erhalten.
Die Aufnahme der Audiobeiträge geschieht vor Ort mit Blick auf das Exkursionsgebiet, um Studierenden die Orientierung bei der selbständigen Exkursion zu erleichtern.
Die Beispielaufnahme der Station 2 beschreibt die Teichkaskade des Exkusionsgebietes.
Einige wichtige Aspekte sind auch zukünftig vorteilhaft. Insbesondere große, heterogene Gruppen können von dem asynchronen Selbstlern-Format profitieren. Es ermöglicht ein individuelles Lerntempo und vertiefte Beobachtungen und kommt so unterschiedlichen Lernstilen und -geschwindigkeiten entgegen (siehe Feedback der Studierenden unten). Das Format bietet außerdem Flexibilität, da es in reguläre Lehrveranstaltungen integriert oder von Studierenden genutzt werden kann, die nicht an den angebotenen Exkursionen teilnehmen können. Die Aktivierung der Studierenden durch vorbereitete Aufgaben während der Audioexkursionen ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Lernerfahrung verbessert und Lücken in der Interaktion füllt. Dieses Format hat sich in schwierigen Zeiten bewährt. Mit der richtigen Vorbereitung kann es auch über die Pandemie hinaus als flexibles und integratives Unterrichtselement eingesetzt werden.
„Ich bin überrascht gewesen über die gute Qualität! Davon können sich einige Möchtegern Podcaster:innen eine Scheibe abschneiden! Ich hatte immer das Gefühl ihr steht direkt neben mir.“
„Man kann sie sich ja öfter anhören, was doch ein deutlicher Vorteil gegenüber eine normalen Exkursion ist!“
„Ich finde die Idee sehr gut und innovativ und einen echt guten Ersatz für Präsenz-Exkursionen! Ich würde behaupten, dass mein Lernerfolg auch höher war als in Präsenz, zumindest was die Bestimmung angeht“
„Die Arbeitsaufträge fand ich spannend, vor allem die Kartierung.“
„In Zeiten der Online Lehre war das wirklich sehr erfrischend. :)“
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